Licht im Meer des Vergessens
Interaktiver Musikunterricht für Menschen mit Demenz:
Die Anke Feierabend-Methode®
Alle sagten:"Das geht nicht!"
Dann kam einer,
der wusste das nicht
und hat's einfach gemacht.
unbekannt
Die Anke Feierabend-Methode® (AFM) bietet einen Musikunterricht für Menschen mit Demenz, in dem der Kranke aktiv musiziert. Dies sorgt in kreativer Weise für eine nachhaltige Steigerung der Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Der Unterricht nutzt die im Kranken schlummernden Fähigkeiten, an die oft niemand mehr glaubt. Der Fokus im Unterricht liegt nicht auf den defizitären Aspekten der Krankheit, sondern auf den individuellen Potenzialen und Ressourcen, die der jeweilige Schüler mitbringt.
Die Vorgeschichte
Konfrontiert mit der Aufgabe, eine an Alzheimer Demenz erkrankte Frau auf der Violine zu unterrichten, stellte sich Anke Feierabend 2009 dieser Herausforderung wie auch der Frage, ob ein solcher Unterricht überhaupt möglich ist. Gewöhnlicher Instrumentalunterricht stößt bei Menschen mit Demenz sofort an seine Grenzen. Da es bis dahin keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet gab - auch nicht in der Musiktherapie - , war die Entwicklung einer neuen Unterrichtsmethode notwendig.
Der Unterricht verschafft den Schülern - auch in hohem Alter - wertvolle Erfolgserlebnisse. Dadurch sind sie ausgeglichener, seltener depressiv und weniger aggressiv. Für die Familien bedeutet dies eine deutliche Erleichterung - die Lebensqualität aller Beteiligten steigt.
Die 7 häufigsten Fragen
zur Anke Feierabend-Methode®
Setzen Sie sich mit Anke Feierabend in Verbindung. Sie hilft Ihnen gerne weiter! Ein deutschlandweites Netzwerk von Musikpädagogen, die die Anke Feierabend-Methode anbieten, befindet sich im Aufbau. Am Unterricht Interessierte können sich vormerken lassen und werden an einen "Therapeutischen Musikpädagogen nach der AFM" vermittelt, sobald in der jeweiligen Region ein solcher den Unterricht anbietet.
Eine Weiterbildung befindet sich in Planung. Hier sollen zukünftig Musiker, Musiktherapeuten, Musikgeragogen und Vertreter ähnlicher Berufsgruppen in der Anke Feierabend-Methode (AFM) weitergebildet werden. Die Weiterbildung eignet sich konkret für Musik- und Instrumentallehrer, Sänger, Orchestermusiker, Musikstudenten, Musiktherapeuten, Musikgeragogen wie auch musikbegeisterte, empathische Menschen mit umfangreicher musikalischer Praxiserfahrung. Bitte fragen Sie nach!
Der Unterricht nach der AFM erfordert vom Unterrichtenden große Empathie, ein hohes Maß an Flexibilität und musikalischer Kompetenz sowie ein gutes Gespür dafür, was er dem Schüler zutrauen und zumuten kann. Der Lehrer muss in der Lage sein, mit ihm in Resonanz zu kommen und sich von ihm innerlich berühren zu lassen. Dazu gehört die konsequente Bereitschaft, den Schüler trotz der Demenz ernst und vollwertig anzunehmen.
In der Weiterbildung zum Dozenten für den Unterricht nach AFM werden die Besonderheiten dieser Lehrmethode intensiv trainiert. Musiker mit entsprechender Vorbildung erwerben so die notwendigen Kompetenzen, um anschließend selbstständig nach der AFM unterrichten zu können.
Die Vorkenntnisse auf einem Instrument sind für einen erfolgreichen Unterricht nicht erforderlich. Allein die Beschäftigung mit Liedgut im Laufe der Biographie der Betroffenen reicht aus, um die im musikalischen Gedächtnis gespeicherten Erinnerungen mit der Anke Feierabend-Methode nutzbar zu machen. Sind Vorkenntnisse auf einem Instrument vorhanden, werden sie in Verbindung mit dem Spiel auf dem jeweiligen Instrument genutzt.
Der Unterricht ist erstaunlicherweise bis ins schwere Stadium der Demenz möglich und schenkt auch dort dem Kranken wertvolle Erfolgserlebnisse.
Die Anke Feierabend-Methode®
Wenn versunkene Erinnerungen lebendig werden
Die Anke Feierabend-Methode (AFM) ist eine von Anke Feierabend speziell für Menschen mit Demenz entwickelte musikalische Unterrichtsmethode. Sie versetzt die Erkrankten in die Lage, selbst aktiv zu musizieren. Dabei kommt es zu erstaunlichen Entwicklungsprozessen bei den demenzkranken Schülern.
Ein gewöhnlicher Musikunterricht stößt bei einem demenziell erkrankten Menschen sofort an seine Grenzen. Darum war die Entwicklung einer neuen Unterrichtsmethode notwendig, die dem Kranken hilft, seine schlummernden Fähigkeiten zu wecken. Dies erfordert vom Unterrichtenden große Empathie, ein hohes Maß an Flexibilität und musikalischer Kompetenz sowie ein gutes Gespür dafür, was er dem Schüler zutrauen und zumuten kann. Der Erfolg des Unterrichtes misst sich am positiven Erleben des Schülers, dem dabei unerwartete Lernprozesse möglich werden.
Deutliche Steigerung der Lebensqualität
Der innovative Unterricht nach der Anke Feierabend-Methode versetzt den Kranken erstmals in die Lage, Kompetenzen zu zeigen, die sonst nicht zum Vorschein kommen. Er nimmt sich selbst als wertvoll wahr. Seine Angehörigen erleben ihren gewöhnlich so hilfebedürftigen Demenzkranken in der Position dessen, der etwas bieten und seine Umwelt sogar erfreuen kann. Die daraus resultierende neue Sichtweise der Angehörigen auf ihren sonst so bedürftigen Mitmenschen erleichtert es ihnen, achtungs- und respektvoll mit ihm umzugehen. All dies führt zu einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität der Betroffenen wie ihrer Angehörigen.
Aktives Musizieren weckt versunkene Erinnerungen
Das aktive Musizieren öffnet eine Tür im Demenzkranken und führt ihn zurück in sonst verschüttete Erinnerungen. Er ist dadurch in der Lage, Dinge zu tun, die ihm niemand mehr zutrauen würde – z. B. Geige zu spielen, sofern er als Kind einige Zeit Geigenunterricht hatte. Durch die Anke Feierabend-Methode wird sogar mehrstimmiges gemeinsames Musizieren möglich, in dem sich Schüler und Lehrer auf Augenhöhe begegnen. Dabei gestaltet der Kranke die gemeinsame Zeit mit dem Musiklehrer aktiv mit - eine Rarität in seinem zunehmend eingeschränkten Dasein. Er erfährt Augenblicke glücklicher Selbstwahrnehmung und überrascht sein Umfeld mit unerwarteten Lernprozessen. Dass diese möglich sind, ist eine völlig neue Erkenntnis.
Positives Selbsterleben
Das aktive Musizieren trägt wesentlich dazu bei, dass sich der Kranke zugehörig und wertgeschätzt fühlt. Es eröffnet ihm die Möglichkeit, seine sonst brachliegenden kreativen wie auch sozialen Kompetenzen einzubringen. Seine Freude im positiven Selbsterleben ist unübersehbar. Auch wenn er sonst alles andere vergisst: die Vorfreude auf den wöchentlichen Unterricht nicht!
Zwischen der Musiktherapie und dem Unterricht nach der Anke Feierabend-Methode gibt es deutliche Unterschiede:
Die Anke Feierabend-Methode ist im Bereich der Musikgeragogik angesiedelt. Dies ist eine Fachdisziplin im Schnittfeld von Musikpädagogik und Geragogik, die sich mit musikalischer Bildung im Alter befasst. Während in der Musiktherapie der Fokus auf dem therapeutischen Wert der Intervention liegt, liegt der Schwerpunkt der Musikgeragogik in der Vermittlung und Förderung musikalischer Fähigkeiten.
Die didaktisch-methodischen Anforderungen sind in der musikalischen Unterrichtsarbeit mit alten, und erst recht mit demenziell veränderten Menschen anders gelagert als in der musiklischen Arbeit mit jungen Menschen (Musikpädagogik) und somit durchaus eine Herausforderung, da nicht auf gesunde kognitive Fähigkeiten der Schüler:innen gebaut werden kann. Dem trägt die Anke Feierabend-Methode als validierende, biografisch orientierte musikalische Unterrichtsmethode in besonderer Weise Rechnung.
Therapie erhält ein Mensch, weil er krank ist. Der Fokus liegt auf der Hilfe, die ihm deswegen zuteil wird.
Unterricht erhält ein Mensch, der ohne den Hintergrund einer Krankheit etwas lernen will bzw. soll (Schule). Natürlich zeigt der Unterricht nach der Anke Feierabend-Methode auch therapeutischen Effekt, doch für die Schüler:innen ist es essentiell, dass es sich um Unterricht handelt und damit um eine Begegnung, in der es nicht vordergründig um die Krankheit geht. Ihnen wird zugetraut, noch etwas lernen zu können.
Die musikalischen Ergebnisse sind reproduzierbar und bieten damit gerade Menschen mit Demenz einen verlässlichen Rahmen, in dem sie sich sicher fühlen. Sie können sich erinnern und erhalten durch die regelmäßigen Wiederholungen die Chance, dazuzulernen.
Dagegen wird in der aktiven Musiktherapie in der Regel mit musikalischer Improvisation gearbeitet. Somit sind die Ergebnisse meist nicht reproduzierbar, so dass es sich um ein so nicht noch einmal wiederholbares musikalisches Erlebnis handelt.
Musiktherapie (Auszug aus der Website der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft)
Musiktherapie ist der gezielte Einsatz von Musik im Rahmen der therapeutischen Beziehung zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung seelischer, körperlicher und geistiger Gesundheit.
Schwerpunkt bei den meisten Musiktherapierichtungen ist die aktive Musiktherapie. Im aktiven Tun können eigene Gefühle auf non-verbaler Ebene vermittelt, für das Gegenüber und sich selbst hörbar gemacht werden. Hauptsächlich wird mit der Improvisation gearbeitet. Auf musikalischer Ebene findet ein Probehandeln statt, bei dem neue Verhaltensweisen und Gefühle im geschützten Rahmen erfahrbar werden.
Da der Therapeut/die Therapeutin ebenfalls aktiv mitspielt, bietet sich den PatientInnen ein reales Gegenüber mit einer z.B. unterstützenden, stärkenden oder einer konfrontierend provokativen Funktion. Die Musiktherapeutinnen nutzen Instrumente und Klänge oder die eigene Stimme, um im gemeinsamen Spiel etwas in Gang zu bringen, etwas mitzugestalten, Neues entstehen zu lassen und Veränderungen zu unterstützen.
Bei der rezeptiven Musiktherapie stehen das aktive Hören der Musik und das Aufnehmen der Schwingungen im Zentrum. Nach einer Phase der Einstimmung wird den PatientInnen entweder “live” oder über Tonträger Musik vorgespielt, die körperlich und/oder psychisch auf sie wirken kann. Es wird davon ausgegangen, dass durch die Musik subjektiv bedeutsame Erinnerungen und Assoziationen wachgerufen werden können. Die therapeutischen Prozesse werden hier angestoßen, indem nach dem gemeinsamen Hören der Musik zum Beispiel über die entstandenen Gefühle, Körperwahrnehmungen und bildhaften Vorstellungen gesprochen wird.
Neben dem Element Musik kommt abhängig von der musiktherapeutischen Methode das reflektierende Gespräch über die Gefühle hinzu, welche die Musik auslöst. Einerseits wird die Qualität der Beziehung zwischen TherapeutIn und PatientIn wichtig, und andererseits die Besonderheit und die Kraft des Mediums Musik genutzt. Gerade in den Bereichen, in denen die Sprache an ihre Grenzen stößt (z.B. Autismus, Wach-Koma, Alzheimer-Demenz, Aphasien) gehört Musiktherapie mit ihren nonverbalen therapeutischen Möglichkeiten zu den Methoden der ersten Wahl.
2009 begann Anke Feierabend, eine demenzkranke Frau auf der Geige zu unterrichten und entwickelte dabei die Anke Feierabend-Methode, welche inzwischen auch bei anderen demenziell/neurologisch erkrankten Menschen Anwendung findet. So wird das in versunkenen Erinnerungen schlummernde Potenzial endlich genutzt, welche sich nicht nur auf das kognitive Gedächtnis beziehen, sondern auch auf das Körpergedächtnis. Diese praxiserprobte, aktivierende musikalische Unterrichtsarbeit bedeutet auch für die Familien und Pflegenden eine deutliche Erleichterung und trägt damit nachhaltig zu einer verbesserten Lebensqualität aller Beteiligten bei.
Die Fähigkeit, sich an Musik zu erinnern, bleibt deutlich länger erhalten als andere Erinnerungen. Darum bietet das aktive Musizieren einen auf anderem Wege nicht mehr möglichen Zugang zu Menschen mit Demenz. Das darin liegende Potenzial wird durch die Anwendung der AFM nun endlich genutzt - mit eindrucksvollen Ergebnissen.
Die Erkenntnis, dass Demenzkranke noch lernen können, sich sogar gerne fördern lassen, lässt aufhorchen. Gerade die heute von Demenz überwiegend betroffene Generation blickt glücklicherweise häufig auf eine liedgeprägte Kindheit und Jugend zurück – ein Potenzial, das genutzt werden sollte!
Menschen vergessen, was du gesagt und getan hast.
Sie vergessen aber nie, wie sie sich dabei gefühlt haben.
Maya Angelou
Allgemeine Demenz-Entwicklung
Seit Jahren steigt die Zahl der Demenzkranken dramatisch an. Zur Zeit leben allein in Deutschland rund 1,5 Millionen Betroffene – die Prognosen sagen eine Steigerung auf 3 Millionen im Jahr 2050 voraus. Immer häufiger sind auch jüngere Menschen betroffen. Demenz wird immer mehr zu einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung.
Die Alzheimer- und Demenzforschung läuft auf Hochtouren. Der Bedarf an unterstützenden Therapien und hilfreichen Begleitungen, die den Kranken und ihren Angehörigen weiterhin ein menschenwürdiges Leben miteinander ermöglichen, ist groß. Eine solche wertvolle Unterstützung bietet die Anke Feierabend-Methode.
Was Sie tun können
Jeder, der in der Familie oder im Beruf mit Demenzkranken zu tun hat, weiß um die Kostbarkeit einer jeden positiven Gefühlsregung, welche ihnen noch entlockt werden kann. Mit dem Wissen um die Anke Feierabend-Methode können Ärzte, Angehörige, Musiker, Therapeuten und Pflegepersonal dazu beitragen, dass den ihnen anvertrauten Menschen mit Demenz durch musikalische Förderung wieder mehr glückliche Momente zuteil werden. So können möglichst viele Betroffene davon erfahren und solche Hilfe erhalten. Je früher diese einsetzt, desto besser! Vermutlich werden besonders Demenzpatienten in den Frühstadien von diesem Unterricht profitieren, in denen noch viel mehr möglich ist als in den fortgeschrittenen Stadien, in denen sich die AFM bereits bewährt hat.