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Musik & Demenz

Musik und Rhythmus
finden ihren Weg
zu den geheimsten Plätzen
der Seele.


Platon (427 - 348 od. 347 v. Chr.)
griechischer Philosoph, Begründer der abendländischen Philosophie

Warum Musik bei Demenz?

Fast jeder weiß inzwischen, dass demenziell veränderte Menschen besonders gut auf Musik reagieren und noch lange in der Lage sind, alte Lieder mitzusingen. Doch warum ist das so?

Nur eine einzige Hirnregion wird vom Prozess des Hirnabbaus im Verlauf einer demenziellen Erkrankung verschont: das musikalische Langzeitgedächtnis. Dies birgt ein enormes Potenzial für die Betroffenen. Musik ist in der Lage, auch dort mit ihnen in Kontakt zu treten, wo sonst größtenteils nur noch Sprachlosigkeit herrscht.

Mittlerweile gibt es eine Reihe wertvoller musikalischer Angebote für Menschen mit Demenz. Musiktherapie ist sowohl in Kliniken als auch Pflegeeinrichtungen etabliert. Chöre für Demenzbetroffene und ihre Angehörigen sind zwar noch selten, werden jedoch mehr. Doch vor allem sind es Singkreise, die in Heimen auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen beglücken.

Was jedoch noch weitgehend fehlt, sind Angebote, in denen demenziell beeinträchtigte Menschen selbst aktiv auf Instrumenten musizieren können, und dies weit über eine Improvisation hinaus. Diese Lücke schließt die Anke Feierabend-Methode, die ich in meinem langjährigen Instrumentalunterricht mit Demenzbetroffenen (auch die Stimme kann hier als Instrument fungieren) entwickelt habe. Sie nutzt das in ihnen schlummernde Potenzial in einer Weise, dass sogar Lernprozesse möglich werden.

Die Schüler*innen wachsen über sich hinaus und zeigen Fähigkeiten, die ihnen niemand mehr zutrauen würde. Letztlich steigert der Unterricht nach der AFM signifikant die Lebensqualität aller Beteiligten.

Diagnose Demenz

Die meisten Menschen unserer Kultur kennen inzwischen jemanden, der an einer Demenz erkrankt ist. Nach der Diagnose bricht für viele eine Welt zusammen. Nicht nur, dass Demenz bislang als unheilbar gilt; auch die Vorstellung, nun möglicherweise unvorbereitet in die Rolle einer/eines pflegenden Angehörigen schlüpfen zu müssen, macht Angst. Was kommt da auf mich zu? Kann ich das überhaupt leisten? Wie komme ich damit zurecht, dass sich der geliebte Mensch, der nun die Diagnose erhalten hat, immer seltsamer verhält?

Um sich über die unterschiedlichen Demenzformen, deren häufigste mit rund 70 % die Alzheimer-Demenz ist, umfassend zu informieren, empfehle ich Ihnen, sich auf guten Webseiten umzusehen. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft ist dafür eine gute Adresse. Dort wird einschlägiges Wissen verständlich vermittelt. Auch wird umfangreiches Infomaterial zum Download angeboten und Sie können schauen, was für Sie relevant ist.

Ist der von der Demenz betroffene Mensch Musikliebhaber, dann könnte Musikunterricht ein guter Weg sein, um ihm wie auch Ihnen selbst das Leben zu erleichtern und für alle Beteiligten eine möglichst hohe Lebensqualität zu gewährleisten.

Musik ist im Fortschreiten einer demenziellen Erkrankung irgendwann das einzige Medium, über das die Betroffenen noch erreicht werden können. Darum wird Musik auch als Königsweg bei Demenz bezeichnet.

Mehr zum Thema Demenz & Alzheimer

Was ist eine Demenz?

Demenz (von lat. de mens = ohne Geist) ist der Oberbegriff für rund 50 neurodegenerative Erkrankungen. Als „neurodegenerativ“ bezeichnen Mediziner Krankheiten des Nervensystems, bei denen es zum Verlust von Nervenzellen im Gehirn kommt (Neurodegeneration). Genau das ist bei einer Demenz der Fall. Ob es nun Eiweißablagerungen sind, die die Nervenzellen beschädigen (wie bei Alzheimer Demenz und Lewy-Body-Demenz) oder Gefäßverschlüsse durch Schlaganfälle (wie häufig bei einer vaskulären Demenz) – die Konsequenzen sind ähnlich: Die Kommunikation und Versorgung der Nervenzellen werden gestört bis hin zum Absterben der Zellen.

„Demenz“ ist folglich ein Sammelbegriff für eine Reihe von Krankheiten, die höchst unterschiedlich verlaufen, aber alle die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Die offizielle Bezeichnung ist "demenzielles Syndrom", also ein Zusammentreffen verschiedener Symptome, die letztlich die Erkrankung ausmachen.

Sind Menschen mit einer Demenz „ohne Geist“?

Meines Erachtens sind Menschen mit einer demenziellen Einschränkung auch im fortgeschrittenen Stadium nicht „ohne Geist“. Darum halte ich den Begriff „Demenz“ (von lat. de mens = ohne Geist) für unglücklich gewählt. Ja, die kognitiven Fähigkeiten leiden erheblich, der Hirnabbau ist unverkennbar. Doch das bedeutet keineswegs, dass wir es dann mit geistlosen Menschen zu tun haben. Sie sind bis zuletzt sehr wohl in der Lage, jenseits ihrer hirn-physischen Fähigkeiten eine Menge wahrzunehmen, z. B. die Schwingung und Atmosphäre im Raum und die Stimmung jener Menschen, von denen sie betreut werden. Gerade Menschen, die kognitiv nicht mehr zugänglich sind (wie z. B. auch Sterbende), nehmen all dies ungefiltert wahr und reagieren äußerst sensibel darauf.

Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass die sensorischen Fähigkeiten, wie Hören, Sehen, Schmecken, Riechen und Fühlen, ebenfalls lange erhalten bleiben. Wenn sich ein Mensch dazu nicht mehr adäquat äußern kann, heißt das keinesfalls, dass diese Sinne keine Rolle mehr spielen. Er ist lediglich nicht mehr in der Lage, seine diesbezüglichen Bedürfnisse zu artikulieren. Umso mehr ist sein Umfeld gefordert, sich darum zu kümmern, damit sie – die Menschen wie auch ihre Sinne – nicht verkümmern.

Worin besteht der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer?

Die Alzheimer Krankheit (Morbus Alzheimer) bildet mit rund 70 % die größte Gruppe der Demenzerkrankungen. Sie wurde nach ihrem Entdecker Alois Alzheimer benannt, einem Oberarzt am psychiatrischen Universitätsklinikum Frankfurt. Er beschrieb 1906 eine „eigenartige Erkrankung der Hirnrinde“ und brachte als Erster diese ungewöhnlichen Veränderungen im Gehirn mit Gedächtnisverlusten in Verbindung.

Alzheimer ist somit eine Demenzerkrankung, Demenz jedoch nicht automatisch eine Alzheimer- Erkrankung.

Ist Alzheimer genetisch bedingt?

99 % der Alzheimer-Patienten weisen keine genetische Vorbelastung auf. Wenn Sie mehr über die einzelnen Demenz-Varianten erfahren möchten, empfehle ich Ihnen entsprechende Webseiten, die ausführlich darüber informieren, z. B. die der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.

Gibt es Forschungen zum Thema „musikalisches Langzeitgedächtnis“?

Das Max-Planck-Institut für Neuro-und Kognitionsforschung untersuchte von 2012 bis 2015 dieses Phänomen am Beispiel von Alzheimer-Patienten und fand die Vermutung bestätigt, dass ausschließlich diese Hirnregion – das musikalische Langzeitgedächtnis – nicht von der Erkrankung befallen wird. Es konnte jedoch nicht geklärt werden, warum dies so ist.

Demenz & Musik – Befähigung durch Teilhabe:

Instrumentalunterricht für Menschen mit Demenz

Dementia & Music – Empowerment through Participation

Das Projekt wird auch auf der Website der "Bundesinitiative Musik & Demenz" vorgestellt.

Die Filmproduktion wurde vom TonFolgen e. V. - Verein für therapeutischen Musikunterricht finanziert.

Dieser knapp 14-minütige Film wurde für die Living Knowledge Konferenz 2021 erstellt und ist darum sowohl englisch- als auch deutschsprachig. Er zeigt Ausschnitte aus meinem Violin-Unterricht mit einer an Alzheimer erkrankten Dame im mittleren Demenzstadium. Zwischen den Videoeinspielungen erläutere ich die Besonderheiten dieses Unterrichts.

„Die Violinistin und Musikgeragogin Anke Feierabend entwickelte in der musikalischen Unterrichtsarbeit mit demenziell veränderten Menschen eine Unterrichtsmethode (Anke Feierabend-Methode - AFM), die es den von Einschränkungen geplagten Schülerinnen und Schülern ermöglicht, (wieder) ein Instrument zu spielen. Seit 2009 erblühen sie in jeder Unterrichtsstunde, spüren, dass sie noch etwas können, ja, sogar dazulernen, sind glücklich und stolz, während sie die gemeinsame Unterrichtszeit aktiv mitgestalten. Eine Rarität in ihrem sonst von Verlust und Einschränkungen geprägten Alltag!

Ängste, Depressionen und Aggressionen nehmen ab - das Selbstwertgefühl wächst. Somit profitiert das gesamte Pflegeumfeld von diesem Unterricht, und die Lebensqualität aller Beteiligten steigt.

Die hier gezeigten Filmausschnitte stammen aus einem 2-jährigen EU-Projekt in Kooperation mit der Universität Vechta. Ein Jahr lang wurde Anke Feierabend im Unterricht mit der gezeigten Dame mit der Kamera begleitet. Die Filme wurden zu Lehrfilmen verarbeitet, die auf der Website www.musikunddemenz.de zur Verfügung stehen, um Einblicke in die Unterrichtsarbeit zu geben. Außerdem dient die Website zur Vernetzung von Akteuren auf diesem Gebiet, so dass Unterrichtsinteressierte hier Ansprechpartner*innen in ihrer Region finden können.“

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